Stechend, dumpf, kolikartig, krampfartig – Schmerzen im Bauch können sich auf viele unterschiedliche Arten äußern und kommen bei praktisch allen Menschen ab und an vor. Die Schmerzen können leichter oder stärker sein, selten oder häufig auftreten. In jedem Fall sind sie für Betroffene sehr unangenehm und können auch für Beunruhigung sorgen. In den meisten Fällen steckt jedoch eine harmlose Ursache hinter den Beschwerden, nur in seltenen Fällen liegt eine ernsthafte Erkrankung zugrunde. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Sie selbst gegen Bauchkrämpfe und -schmerzen tun können, welche medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wann Sie lieber einen Arzt aufsuchen sollten.
Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe betreffen praktisch jeden Menschen hin und wieder, den einen häufiger, den anderen seltener. Die Schmerzen können in vielen unterschiedlichen Formen auftreten und ebenso vielfältige Ursachen haben. Die meisten Beschwerden im Verdauungsbereich sind harmlos und lassen sich von Betroffenen ohne ärztliche Betreuung zu Hause auskurieren.
Sie wollen mehr Details über Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall, Erbrechen, Verstopfung und typische Ursachen dafür erfahren? Lesen Sie hier: Verdauungsprobleme: Typische Symptome und Anzeichen
Die Behandlung der Bauchschmerzen richtet sich immer nach der Ursache. Für Betroffene kann es aber mitunter sehr schwierig sein, diese herauszufinden. Mögliche harmlose Auslöser für Bauchschmerzen können beispielsweise eine sehr üppige Mahlzeit sein, eine falsche Ernährung, viel Stress oder zu wenig Bewegung. In diesen Fällen gibt es einige hilfreiche Tipps und Hausmittel, die Sie selbst zur Behandlung der Bauchschmerzen anwenden können:
Wärme: Dieses Hausmittel ist nicht nur altbewährt, sondern auch effektiv. Legen Sie einfach eine Wärmflasche, ein warmes Kirschkernkissen, ein Heizkissen oder ähnliches auf den schmerzenden Bauchbereich. Die Wärme hilft dabei, die verkrampfte Muskulatur im Bauchraum zu lockern und trägt somit zur Linderung der Schmerzen bei. Aber Vorsicht, viel hilft hier nicht immer viel. Achten Sie darauf, dass Wärmflasche und dergleichen nicht zu heiß sind und am besten auch nicht direkt auf der Haut liegen, sonst kann es zu Hautirritationen kommen.
Tee: Ein ebenso altbewährtes Hausmittel ist das Trinken von Tee gegen Bauchkrämpfe und Schmerzen. Dahinter stecken gleich zwei positive Effekte: Zum einen wärmt Tee den Bauch von innen, zum anderen haben die in entsprechenden Kräutertees enthaltenen Pflanzen einen lindernden Effekt auf die Bauchschmerzen. Gut geeignet sind beispielsweise folgende Teesorten: Pfefferminz, Anis, Kümmel, Fenchel, Ingwer oder Kamille. Ein weiterer nützlicher Nebeneffekt: diese Heilpflanzen wirken auch gegen Blähungen, welche ebenfalls Ursache für Bauchschmerzen sein können.
Bauchmassage: Manchmal kann es auch helfen, den Bauch sanft und vorsichtig zu massieren. Dadurch wird die natürliche Darmbewegung angeregt und die darüberliegende Muskulatur etwas entspannt. Streichen Sie am besten im Uhrzeigersinn über den Bauch, das entspricht der natürlichen Richtung der Darmpassage. Sie können auch zusätzlich ein Kräuter-Öl zum Einreiben verwenden. Wenn sich die Massage unangenehm anfühlt oder die Schmerzen stärker werden, sollten Sie die Massage abbrechen.
Ruhe: Auch Stress kann Verdauungsbeschwerden auslösen bzw. verstärken. Versuchen Sie sich daher bei Bauchschmerzen möglichst auszuruhen und gönnen Sie Ihrem Körper etwas Erholung.
Bei leichteren Verdauungsbeschwerden gibt es noch weitere bewährte Hausmittel, die Sie im Alltag anwenden können. Hier lesen Sie mehr: Hausmittel und Tipps bei Verdauungsproblemen
Das lässt sich leider schwer sagen. Bauchkrämpfe und Schmerzen können zwischen Betroffenen sehr variabel sein. Manchmal treten sie plötzlich auf und halten nur kurze Zeit an, manchmal entwickeln sich die Schmerzen auch langsam und bleiben über längere Zeit bestehen. Das hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren wie der genauen Ursache und anderen Einflüssen wie Stress und Ernährung ab.
In den meisten Fällen klingen die Beschwerden innerhalb weniger Stunden bzw. Tage ab. Halten Schmerzen konstant über mehr als drei Monate an, sprechen Mediziner von chronischen Schmerzen. Sehr starke Bauchschmerzen, chronische Schmerzen oder auch immer wiederkehrende Bauchkrämpfe sollten zur weiteren Abklärung immer von einem Arzt untersucht werden. Möglicherweise steckt eine Erkrankung dahinter, die entsprechend behandelt werden muss.
Hinter anhaltenden, also chronischen Bauchschmerzen können manchmal auch chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa stecken. Mehr zu chronisch-entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen und wie sich diese von anderen Erkrankungen wie z. B. dem Reizdarmsyndrom unterscheiden lassen, erfahren Sie hier: Darmprobleme: Reizdarm oder chronisch-entzündliche Darmerkrankung – wo sind die Unterschiede?
Die meisten Bauchschmerzen sind auf harmlose Ursachen zurückzuführen und daher nicht besorgniserregend. Daher muss von Betroffenen nicht bei jedem Schmerz sofort ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel können die Beschwerden zu Hause auskuriert und selbst behandelt werden.
Vorsicht ist geboten, wenn die Symptome sehr plötzlich auftreten, besonders stark ausgeprägt sind, oder von weiteren Beschwerden wie z. B. Fieber, starkem Erbrechen oder Kaltschweißigkeit begleitet werden. Mediziner sprechen bei solchen Anzeichen von sogenannten „Red Flags“. Wenn folgende Anzeichen vorliegen, sollte umgehend ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden:
Nicht ganz so eilig ist es bei folgenden Beschwerden, dennoch sollten auch diese Symptome lieber einmal ärztlich abgeklärt werden, um eine zugrunde liegende Erkrankung auszuschließen bzw. eine entsprechende Therapie einzuleiten:
Nicht selten werden Bauchschmerzen gleichzeitig von anderen Symptomen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall begleitet. Bestehen diese Symptome über längere Zeit und lässt sich bei den Betroffenen keine Erkrankung als eindeutiger Auslöser dafür herausfinden, steckt in vielen Fällen ein sogenanntes Reizdarmsyndrom dahinter.
Mehr zu der Erkrankung lesen Sie hier: Reizdarm bzw. Reizdarmsyndrom: Ursachen, Risiko- und Einflussfaktoren
Wenn Maßnahmen wie Wärme, Tee-Trinken und Ruhe nicht ausreichend Linderung verschaffen, können Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe auch symptomatisch mit Medikamenten behandelt werden. Symptomatisch bedeutet, dass die entsprechenden Medikamente nicht die Ursache behandeln, sondern gezielt ein Symptom lindern – in diesem Fall die Bauchschmerzen.
Es gibt zwei große Medikamenten-Gruppen, die bei Bauchkrämpfen und Schmerzen eingesetzt werden können: Krampflösende Wirkstoffe, sogenannte Spasmolytika, und klassische Schmerzmittel.
Krampflösende Mittel eignen sich besonders zur Behandlung von kolik- bzw. krampfartigen Bauchschmerzen, sprich wellenförmig verlaufenden Schmerzen, die in regelmäßigen Abständen an Intensität zunehmen und dann wieder abnehmen.
Klassische Schmerzmittel helfen ebenfalls effektiv gegen Bauchschmerzen. Bei sehr starken, anhaltenden Schmerzen können auch Opioide erwogen werden. Diese sollten aber nur über kurze Zeit angewendet werden, da sie starke Nebenwirkungen haben und sich eine Abhängigkeit entwickeln kann.
Pflanzliche Arzneimittel bei wiederkehrenden Bauchschmerzen haben den Vorteil, dass sie gut verträglich sind und oft mehrere Wirkstoffe gleichzeitig enthalten. Dadurch lindern sie nicht nur ein einzelnes Symptom, sondern beruhigen den gesamten Verdauungstrakt. So können meist auch gleichzeitig auftretende Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl gelindert und der gesamte Verdauungstrakt entspannt werden.
Zu den bewährten Heilpflanzen bei Verdaungsproblemen zählen unter anderem Pfefferminz, Anis, Kümmel, Fenchel, Kurkuma, Aloe Vera, Ingwer und Johanniskraut. Pfefferminzöl beispielsweise wirkt nachweislich schmerzlindernd und entkrampfend. Es vermindert ebenfalls Symptome wie Blähungen und Völlegefühl.
Noch mehr Behandlungsmöglichkeiten bei einem aufgeblähten Bauch finden Sie hier: Blähungen und Völlegefühl: Behandlungsmöglichkeiten
Der Verdauungstrakt ist ein komplexes System mit vielen Funktionen, somit ist es nicht verwunderlich, dass es hier ab und an zu Beschwerden kommen kann. Solche Verdauungsprobleme können viele unterschiedliche Ursachen haben und die Behandlung sollte nach Möglichkeit immer auf den Auslöser ausgerichtet sein. Es gibt aber ein paar generelle Tipps und Hinweise für den Alltag, wie Sie Magen und Darm „entspannen“, sprich die Verdauung positiv beeinflussen und so Bauchschmerzen, Blähungen usw. vorbeugen können:
Brauchen Sie Anregungen zum Thema Ernährung bei Verdauungsproblemen oder einem empfindlichen Darm? Hier finden Sie viele nützliche Tipps und Hinweise: Ernährung und Rezepte bei Verdauungsproblemen, Reizdarm
Ruhe und Entspannung sind bei Beschwerden wie Bauchschmerzen besonders wichtig. Doch wie soll man sich entspannt hinlegen, wenn der Bauch weh tut? Hier kann eine bestimmte Liege- bzw. Schlafposition helfen:
Legen Sie sich auf die linke Seite und winkeln Sie die Beine leicht an. In dieser Position ist die Bauchmuskulatur entspannt und zudem kann der Darminhalt leichter entlang der natürlichen Richtung der Darmpassage transportiert werden, sprich leichter von Dünndarm über den Dickdarm Richtung Darmausgang. Außerdem haben Magen und Bauchspeicheldrüse in dieser Position mehr Platz und können besser arbeiten.
Noch ein Tipp: Kombinieren Sie diese Schlafposition mit einer Wärmflasche oder Ähnlichem, die Wärme wirkt zusätzlich schmerzlindernd.
Bei Bauchschmerzen sind zunächst Ruhe und Wärme angesagt, bis diese abgeklungen sind. Grundsätzlich kann Bewegung im beschwerdefreien Zustand aber die Verdauung unterstützen und so typischen Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen vorbeugen. Ideal sind z. B. längere Spaziergänge sowie leichtes Ausdauertraining in Form von Wandern, Laufen, Fahrradfahren oder Schwimmen. Auch Krafttraining kann sich positiv auswirken.
Bei allen körperlichen Aktivitäten gilt das allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Wer sich zu sehr verausgabt, riskiert Überlastungen und Überreizungen. Dann kehrt sich der Effekt um, und das Risiko für Verdauungsprobleme steigt, anstatt zu sinken.
Studium:
Universitätsklinik Marburg
Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen:
Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
Studium:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn-Universität in München
Berufliche Stationen:
Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
Quellen:
Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom [Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)] Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/016
Bundesministerium für Gesundheit - Reizdarmsyndrom [gesund.bund.de, Verlässliche Information für Ihre Gesundheit] verfügbar unter: https://gesund.bund.de/reizdarmsyndrom
Gesenhues, S. (2004). Bauchschmerzen. In: Fischer, G.C., Hesse, E., Keseberg, A., Lichte, T., Romberg, HP. (eds) Komplikationen in der Hausarztpraxis. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-7091-0599-3_14
Erckenbrecht, Jonas: Viszeralmedizin. Springer 2015, ISBN: 978-3-642-14301-4.
Hahn: Checkliste Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 2018, ISBN: 978-3-132-41159-3.
Aktualisierte S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), August 2021 – AWMF-Registernummer: 021-004
Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa (Version 6.1), Februar 2023 – AWMF-Registriernummer: 021-009