Anhaltende und wiederkehrende Verdauungsprobleme wie Bauchkrämpfe, -schmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung? So geht es vielen Betroffenen mit dem sogenannten Reizdarmsyndrom (RDS). Diese Erkrankung betrifft viele Menschen, Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer, und kann eine große Belastung im Alltag bedeuten. Doch was genau ist das Reizdarmsyndrom eigentlich? Wie kommt es dazu und durch welche Faktoren wird die Erkrankung beeinflusst bzw. begünstigt? Diese und weitere Antworten finden Sie im folgenden Beitrag.
Der Begriff Reizdarmsyndrom fasst eine Reihe von Symptomen wie Bauchkrämpfe, -schmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Durchfall und Verstopfung umfassen, die durch keine organische Ursache erklärt werden können, für Betroffene im Alltag aber sehr belastend sind. Bei der Erkrankung handelt es sich somit um eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Damit ist gemeint, dass sich die Symptome des Betroffenen nicht durch eine andere Erkrankung erklären lassen, wie z. B. durch eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung.
Die Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen, Blähungen) sind chronisch, das heißt, sie bestehen länger als drei Monate anhaltend oder wiederkehrend, und werden in der Regel von Stuhlgangveränderungen begleitet.
Die Beschwerden sind so stark, dass die Lebensqualität dadurch relevant beeinträchtigt ist.
Es liegen keine anderen Erkrankungen vor, die die Symptome verursachen können.
Weil die Symptome so vielfältig sind und sich bei jedem Betroffenen anders äußern können, ist es oft ein langer Weg, bis die Diagnose gestellt wird. Häufig kommt auch hinzu, dass man als Laie wegen Verdauungsproblemen nicht immer gleich zum Arzt geht, sondern sich im Anfangsstadium bzw. bei leichteren Beschwerden eher denkt „Ich habe wohl etwas Falsches gegessen“.
Außerdem ist es vielen Betroffenen unangenehm, über Probleme wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung zu sprechen – auch beim Arzt. All das führt dazu, dass es oftmals lange dauert, bis Betroffene wissen, womit sie es zu tun haben und eine Behandlung begonnen werden kann. Und das, obwohl das Reizdarmsyndrom sehr häufig auftritt und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken kann.
Das RDS ist sehr häufig. Es wird geschätzt, dass ca. 25 % der Menschen in den Industrienationen betroffen sind. Da die Krankheit so vielfältig ist und es immer noch unterschiedliche Definitionen gibt, variieren die Zahlen der Betroffenen in der Literatur.
Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Bis zum 30. Lebensjahr liegt das Verhältnis von betroffenen Frauen und Männern bei 2:1. Mit höherem Lebensalter ist dieser Geschlechterunterschied nicht mehr so deutlich zu erkennen.
Das Reizdarmsyndrom kann in jedem Alter auftreten. Bei Betroffenen in der Familie erhöht sich das Risiko, ebenfalls daran zu erkranken, um das 2- bis 3-fache. Mediziner sprechen hierbei von einer sogenannten familiären Häufung. Das bedeutet, dass die genetische Veranlagung bei der Entstehung des RDS eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus werden aber noch weitere Faktoren vermutet, die die Entstehung eines Reizdarmsyndroms begünstigen wie beispielsweise psychische Faktoren wie Stress, aber auch der individuelle Umgang mit dem Thema Stress. Jeder nimmt Stress unterschiedlich wahr und manche Menschen haben durch entsprechende Coping-Strategien eine hohe Stressresistenz, andere spüren schneller die negativen Auswirkungen von psychischen Einflussfaktoren. Auch diese Punkte werden zum Teil familiär geprägt und treten demnach in manchen Familien häufiger auf als in anderen.
Der genaue Entstehungsmechanismus der Erkrankung ist bislang noch nicht vollständig verstanden. Man geht davon aus, dass RDS durch unterschiedliche Faktoren begünstigt wird und dass die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken steigt, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen. Es wurde außerdem festgestellt, dass Betroffene eine stärkere motorische Darmaktivität haben als gesunde Menschen und dass eine sogenannte viszerale Hypersensitivität vorliegt.
Was man weiß ist, dass die Erkrankung mit verschiedenen anderen Krankheiten und Symptomen assoziiert ist, also häufig damit in Kombination auftritt. Hier spielt vor allem das Thema Psyche eine wichtige Rolle. RDS ist häufig mit psychischen Erkrankungen assoziiert. Davon unabhängig werden anhaltende und wiederkehrende Verdauungsbeschwerden auch von psychologischen Faktoren wie Stress, Schlafstörungen und emotionaler Belastung beeinflusst. Ein RDS kann auch in Folge einer Darminfektion auftreten, die Infektion ist hierbei aber eher als Trigger und nicht als alleiniger Auslöser zu verstehen.
Es gibt einige Faktoren, die das Risiko ein RDS zu entwickeln erhöhen, und weitere Faktoren, die eine bestehende Erkrankung negativ beeinflussen können.
Zu den diskutierten Risikofaktoren gehören:
Familiäre Häufung: Wenn es Reizdarm-Patienten mit anhaltenden und wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden in der Familie gibt, erhöht sich das Risiko, daran zu erkranken, um das 2- bis 3-fache.
Veränderungen im Darm-Mikrobiom: Viele Betroffene weisen Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms im Vergleich zu Gesunden auf.
Antibiotikatherapie: Die wiederholte Gabe von Breitbandantibiotika begünstigt möglicherweise die Entstehung eines RDS.
Entzündungen im Verdauungstrakt: Sowohl infektiöse als auch nicht-infektiöse Entzündungen im Darm können ein RDS auslösen.
Stress, Angst- und depressive Störungen: Psychische Faktoren können an der Entstehung und Aufrechterhaltung des RDS beteiligt sein.
Folgende Faktoren können die Erkrankung negativ beeinflussen und zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen:
Hier wird deutlich, dass die Psyche eng mit dem Darm und möglichen Beschwerden in diesem Zusammenhang verbunden ist. Viele kennen dieses Phänomen beispielsweise auch vor Prüfungen, Vorstellungsgesprächen oder allgemein gesprochen vor unangenehmen Situationen, die ein angespanntes Gefühl auslösen. In solchen Situation leiden viele Menschen unter Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Übelkeit etc.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich solche psychischen Stresssituationen auch auf eine bestehende Darm-Erkrankung negativ auswirken können. Hierbei handelt es sich aber um sehr individuelle Faktoren, die jeder Betroffene anders wahrnimmt und die sich auch anders auf die jeweiligen Beschwerden auswirken. Generelle Aussagen zu den Einflussfaktoren sind daher oft schwierig.
Ja und nein. Anhaltende und wiederkehrende Verdauungsbeschwerden sind keine klassische Erbkrankheit, die allein durch einen genetischen Defekt ausgelöst wird, wie beispielsweise Mukoviszidose oder die Bluterkrankheit (Hämophilie). Aber das Reizdarmsyndrom tritt familiär gehäuft auf, das bedeutet, die genetische Veranlagung spielt bei der Krankheitsentstehung eine Rolle. Kommen dann noch weitere Faktoren hinzu, kann es zum Auftreten der Erkrankung kommen.
Eine Erbkrankheit sind anhaltende und wiederkehrende Verdauungsbeschwerden also nicht, aber es gibt genetische Veranlagungen, die vererbt werden können und die das Risiko erhöhen, daran zu erkranken. Mediziner nennen das eine genetische Prädisposition.
Psychische Faktoren spielen bei anhaltende und wiederkehrende Verdauungsbeschwerden eine wichtige Rolle. Stress gilt hierbei als einer der am besten untersuchten psychischen Faktoren und wirkt sich nachweislich negativ auf die Erkrankung aus. Stress ist zwar niemals der alleinige Auslöser von anhaltenden und wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden, kann aber sowohl zur Entstehung als auch zur Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen.
Experten sprechen hier beispielsweise auch von einem sogenannten permanenten Lebensstress. Darunter wird sozusagen das gesamte Stresslevel im Alltag und Leben zusammengefasst. Untersuchungen haben gezeigt, dass Betroffene mit permanentem Lebensstress im Verlauf eines RDS nur mit geringer Wahrscheinlichkeit eine Besserung der Symptome verspüren. Anders ausgedrückt leiden diese Personen also länger und stärker unter RDS-Symptomen. Patienten ohne Lebensstress hingegen zeigten deutlich häufiger eine Besserung der Beschwerden im Verlauf.
Gefährlich ist ein Reizdarm so gesehen nicht, die Erkrankung kann aber je nach Schweregrad für die Betroffenen sehr belastend sein. In besonders schweren Fällen kann das in weiterer Folge zu schweren psychischen Problemen führen. Deswegen ist es wichtig, der Erkrankung so früh wie möglich effektiv entgegenzusteuern. Dafür ist es aber entscheidend, dass Betroffene im Zweifel lieber ärztlichen Rat aufsuchen und dabei offen über alle vorliegenden Beschwerden sprechen..
Die Behandlung anhaltender und wiederkehrender Verdauungsbeschwerden besteht aus vielen unterschiedlichen Ansatzpunkten und richtet sich immer nach dem individuellen Beschwerdebild des Betroffenen. Zuallererst sollten Patienten darüber aufgeklärt werden, dass es sich dabei um eine prinzipiell harmlose Erkrankung handelt und keine schweren Komplikationen zu erwarten sind. Das heißt aber nicht, dass die Beschwerden nicht trotzdem zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen können. Deswegen sollte im nächsten Schritt genau herausgefunden werden, welche Symptome bestehen und wie sehr diese den Alltag beeinträchtigen.
Grundsätzlich stehen dann verschiedene Therapieoptionen zur Auswahl, die meisten davon sind symptomatisch und helfen gegen einzelne Beschwerden, wie z.B. das pflanzliche Arzneimittel Digestopret® mit hochdosiertem Pfefferminzöl. Es beruhigt den Darm, lindert Bauchkrämpfe und reduziert Blähungen. Dank seines magensaftresistenten Überzugs wird Digestopret® direkt im Darm freigesetzt. Dadurch wird gleichzeitig eine gute Verträglichkeit gewährleistet. Dabei erhält Pfefferminzöl als einziger pflanzlicher Wirkstoff den höchsten Empfehlungsgrad in der Behandlungsleitlinie. Ergänzend werden dazu auch Umstellungen in der Ernährung, spezielle Diäten oder sogenannte Probiotika empfohlen.
Mehr zu den unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie hier, je nach Fokus der Therapie:
Blähungen und Völlegefühl bei Reizdarmsyndrom – Behandlungsmöglichkeiten und Tipps
Bauchschmerzen und -krämpfe bei Reizdarmsyndrom – Behandlungsmöglichkeiten und Tipps
Hausmittel bei Reizdarmsyndrom – Tipps und Hinweise
Heilen im klassischen Sinne lassen sich das Reizdarmsyndrom nicht, bei vielen Betroffenen bessern sich die Symptome aber deutlich mit der Zeit, sodass mit der geeigneten Behandlung und Lebensstilanpassung ein (fast) normaler Alltag möglich ist. Bei einigen Patienten sind die Beschwerden auch spontan rückläufig, bei anderen kommt es zu einem chronischen Verlauf.
Wie bereits erwähnt, spielen bei dem Verlauf und auch der Wahrnehmung der Erkrankung vor allem psychische Faktoren eine entscheidende Rolle. Auch diese sind somit für die Prognose entscheidend.
Die Erkrankung kann sich bei Betroffenen durch viele unterschiedliche Beschwerden bemerkbar machen, häufig treten diese auch gemeinsam auf.
Zu den typischen Symptomen beim Reizdarmsyndrom gehören:
Mehr zu den typischen Symptomen beim RDS lesen Sie hier: Reizdarmsyndrom – Symptome und Anzeichen
Bei einem Teil der Betroffenen sind die Beschwerden spontan rückläufig. Das betrifft vor allem Patienten mit einer leichteren Verlaufsform.
Bei den meisten Betroffenen kommt es im Verlauf zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik. In schweren Fällen bleiben die Beschwerden über lange Zeit bestehen und können in weiterer Folge auch das Auftreten weiterer psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen begünstigen. Das kommt jedoch sehr selten vor, in den meisten Fällen lässt sich die Erkrankung symptomatisch behandeln und mit einigen Anpassungen im Lebensstil gut in den Griff bekommen.
Die gute Nachricht ist, dass es mittlerweile viele Behandlungsansätze gibt, um die unangenehmen Beschwerden bei anhaltende und wiederkehrende Verdauungsbeschwerden zu lindern. Diese reichen von diätischen Maßnahmen (z. B. FODMAP-Diät), Lebensstiländerungen, der Einnahme von Probiotika, pflanzlichen Arzneimitteln bis hin zur kurzfristigen Gabe von krampflösenden Medikamenten oder Schmerzmitteln.
Brauchen Sie Anregungen zum Thema Ernährung bei RDS? Hier finden Sie viele nützliche Tipps und Hinweise: Ernährung und Rezepte bei empfindlichem Magen, Reizdarm
Bei begleitenden psychischen Erkrankungen kann auch eine psychotherapeutische Behandlung oder in schweren Fällen die Gabe von Psychopharmaka erwogen werden.
Studium:
Universitätsklinik Marburg
Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen:
Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
Studium:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn-Universität in München
Berufliche Stationen:
Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
Quellen:
Deutsche Reizdarmselbsthilfe e. V. -
Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom [Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)] Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/016
Ernährung (z.B. FODMAP-Diät) in der Behandlung des Reizdarmsyndroms. Stand: 2016.
Bundesministerium für Gesundheit – Reizdarmsyndrom [gesund.bund.de, Verlässliche Information für Ihre Gesundheit] verfügbar unter: https://gesund.bund.de/reizdarmsyndrom